MS-AKUT-RUFNUMMER: 02935 - 8080

Symptomatische Therapie

Aus dem Bereich der symptomatischen Therapie soll hier nur die intrathekale Gabe von kristallin gebundenem Kortison erwähnt werden. Diese dient hauptsächlich der Reduktion der Spastik in den Beinen. Hierzu besteht auch eine Empfehlung in den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie zur symptomatischen Therapie der Multiplen Sklerose.

Das Prinzip dieser Behandlung besteht in der lokalen Nutzung der entzündungshemmenden Wirkung des Kortisons am Rückenmark. Bei MS-Patienten kann es infolge von Entzündungsherden im Rückenmark zu Lähmungen, Spastik und Gefühlsstörungen der Beine und zu Blasenentleerungsstörungen kommen. Mittels Lumbalpunktion mit einer feinen Kanüle wird ein Kortison-Präparat mit Depot-Wirkung (Kristall-Suspension, Volon A®) auf direktem Weg in den liquorgefüllten Hohlraum gespritzt, der das Rückenmark umhüllt. Der Eingriff erfolgt am sitzenden Patienten.

Unter strenger Indikationsstellung, nach Aufklärung und schriftlicher Zustimmung des Patienten, kann diese Behandlung mehrfach in drei- bis viertägigen Abständen wiederholt werden. Unabdingbar sind ein steriles Vorgehen (Hautdesinfektion, Mundschutz, Handschuhe) und eine saubere Punktionstechnik.

Postpunktionelle Beschwerden wie Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen können, wie bei jeder Lumbalpunktion, auftreten. Vorbeugend wirken die Benutzung sogenannter atraumatischer Punktionsnadeln, genügend langes Liegen und vermehrte Flüssigkeitszufuhr nach der Behandlung. Sollte dies jedoch nicht ausreichen, kann durch einen versierten Anästhesisten ein sogenanntes „Blutpflaster“ bei dem Betroffenen gesetzt werden. Dabei wird Eigenblut in den ursprünglichen Stichkanal der Volon A Gabe gespritzt, das dort gerinnt und damit die Nebenwirkungen (v.a. Kopfschmerzen) beendet.

Zum Ausschluss von Blutgerinnungsstörungen wird vor der Punktion der Gerinnungsstatus überprüft. Die intrathekale Depot-Korticoid-Therapie kann bei MS-Patienten mit spinaler Spastik zur Wiederherstellung oder Verbesserung der Mobilität, bei schwer betroffenen Fällen zur Pflegeerleichterung, Konditionierung zur Physiotherapie, Schmerzlinderung und Dosisreduzierung der erforderlichen Medikamente führen.