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Lokomotionstraining

Physiotherapie: Lokomotionstraining

Gehtraining auf dem Laufband

Das Gehtraining auf dem Laufband stellt bei Patienten mit Multiple Sklerose einen wichtigen Behandlungsschwerpunkt dar. Der menschliche Gang basiert auf außerordentlich komplizierten Vorgängen im Körper, die sowohl auf angeborenen Bewegungsprogrammen als auch auf Lernprozessen beruhen. Die Behandlung auf dem Laufband ermöglicht eine optimale Verknüpfung angeborener Lokomotionsprogramme mit einem Training willkürlicher Bewegungselemente für den menschlichen Gang.

Beim Gehen auf dem Laufband kommt es zu wiederkehrenden Bewegungsabfolgen mit rhythmischen Schrittzyklen bei zunehmender Automatisierung der Sequenzen. Dieses relativ physiologische Gehen ist für viele Patienten beim Gehen im freien Raum nicht mehr möglich. Deshalb ist die Laufbandtherapie besonders gut zum Wiedererlernen des Gehens geeignet.

In der Sauerlandklinik Hachen werden MS-Patienten seit 1993 mit dieser Therapie erfolgreich behandelt. Durch praxisorientierte Forschung in Zusammenarbeit mit der Universität Siegen wurde die Laufbandtherapie in den letzten Jahren ständig weiterentwickelt und führt in Verbindung mit der Vojta-Therapie zu immer besseren Behandlungserfolgen. Die Ergebnisse der letzten Studie über eine alternierende Laufband/ Vojta/ Laufbandtherapie werden in naher Zukunft veröffentlicht. mehr unter Wissenschaftliche Publikationen

Für eine gezielte und effektive Laufbandtherapie ist ein medizinisches Laufband mit elektrischer Antriebsfunktion und spezieller Ausrüstung erforderlich.

Zum Beispiel: Das Gerät sollte unbedingt mit einem Rollstuhl zu befahren sein. Dazu sind eine angepasste Rampe und eine ausreichend breite Lauffläche erforderlich. Weiterhin wird eine Aufhängevorrichtung für einen Spezialgurt benötigt, um das Körpergewicht beim Gehen zu entlasten. Eine andere notwendige Funktion ist die Einstellung einer sehr niedrigen Bandgeschwindigkeit ( ab 0,02 m/s), um genaue Fehlerkorrekturen durchführen zu können.

Indikation für eine Laufbandtherapie

Eine Voraussetzung für eine Laufbandtherapie bei MS-Patienten ist ein Minimum an Gehfähigkeit. Der Patient sollte in der Lage sein, einige wenige Schritte selbständig mit seinem Hilfsmittel im freien Raum zu machen oder beim Gehen im freien Raum mit Hilfsperson den Schritt mit einem Bein selbständig ausführen zu können. Bei vollständigem Verlust der Gehfähigkeit seit längerer Zeit ist das Lokomotionstraining auf dem Laufband nur in Ausnahmefällen eine Indikation zur Reduzierung der Spastik.

Behandlungsbeispiele:

Bei schweren Gehstörungen erfolgt eine Erleichterung des Gehens durch die oben beschriebene Entlastung des Körpergewichtes mit einem Spezialgurt. Bei einer Lähmung in beiden Beinen wird der Patient zunächst durch zwei Therapeuten behandelt. Die Therapeuten unterstützen die Beinbewegung in der Stand- und Schwungphase bei einer niedrigen Gehgeschwindigkeit, um den Patienten zunächst einmal an die rhythmische Bewegungsausführung zu gewöhnen. Eine mögliche Spastik in den Beinen wird dadurch gleichzeitig vermindert. Der weitere Behandlungsaufbau richtet sich nach Belastbarkeit des Patienten und dem vorhandenen motorischen Potential. Eventuell kann die Hilfestellung an den Beinen auf einer Seite oder beiden Seiten abgebaut, die Geschwindigkeit gesteigert werden oder es erfolgt eine Reduzierung der Gewichtsabnahme.

Bei Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen beim Gehen bietet das Lokomotionstraining auf dem Laufband ebenfalls komplexe Behandlungsmöglichkeiten bei größtmöglicher Sicherheit des Patienten.

  • Deshalb wird zu Beginn der Therapie in den meisten Fällen der Spezialgurt angelegt.
  • Bei schlechter Haltung und Gangabweichungen in Bezug auf Stand- und Schwungphase der Beine erfolgt vorab eine manuelle bzw. verbale Korrektur der Gangphasen.
  • Anschließend beginnt das Gleichgewichts- und Koordinationstraining, indem der Patient die Hilfestellung der Arme abbaut oder das freie Gehen mit Sicherheitsgurt unter ständiger Aufsicht des Therapeuten übt.
  • Bei guten Fortschritten in der Behandlung kann der Patient nach mehreren Behandlungen ohne Sicherheitsgurt unter therapeutischer Aufsicht auf dem Laufband gehen.

Durch eine spezielle Abfolge Lokomotionstraining auf dem Laufband und Vojta-Therapie kommt es bei MS-Patienten zu einer deutlichen Steigerung der Behandlungseffektivität. Dazu ist ein dementsprechender Therapiezeitraum erforderlich. Bei der in der Sauerlandklinik Hachen durchgeführten Studie wurde ein Behandlungszeitraum von 5 Wochen zu Grunde gelegt.